Jan von der Heyde ist ein erfahrener Sim-Racer, der die erste Saison im realen Motorsport bestreitet. In seiner Kolumne nimmt er uns mit auf seine besondere Reise von Hennstedt im Kreis Dithmarschen auf einige der bekanntesten Strecken Nordamerikas.
„Ich kann es immer noch nicht fassen: Mein erstes reales Rennwochenende in New Orleans liegt tatsächlich hinter mir. Mein Name ist Jan von der Heyde, und in dieser Kolumne erzähle ich euch, wie aus einem jungen Sim-Racer aus Norddeutschland ein Teilnehmer der Prodigy Racing League wurde.
Ich bin ein Kind der Ära von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Der Motorsport hat mich von klein auf fasziniert. Meine ersten Schritte machte ich im Kartsport, aber es blieb ein Hobby, nicht im Traum hätte ich an eine echte Rennsport-Karriere gedacht.
Der Einstieg ins Sim-Racing war dann eher ein Zufall. Ein Freund lieh mir ein Lenkrad, und bei einem Einkaufsbummel fiel mir eine Kopie der Rennsimulation rFactor1 in die Hände. Diese Kombination reichte, um eine Leidenschaft zu entfachen, die bis heute anhält. Anfangs fuhr ich in kleinen deutschen Ligen, aber 2018 wurde es ernst: Ich trat meinem ersten professionellen Team bei und konnte an hochkarätigen Events teilnehmen.
Der virtuelle Motorsport öffnete mir Türen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie durchschreiten würde – darunter das virtuelle 24-Stunden-Rennen von Le Mans gegen Fahrer wie Max Verstappen oder Lando Norris - oder die rFactor 2 GT-Pro Serie, die ich 2021 gewinnen konnte.
2024 brachte eine völlig neue Herausforderung: Als einziger deutscher Fahrer qualifizierte ich mich für die Prodigy Racing League. Diese völlig neue Meisterschaft hat sich zum Ziel gesetzt, Sim-Racer auf echte Rennstrecken zu bringen. Nach dem Draft im Juli, bei dem die Teams aus allen qualifizierten Fahrern ihre Favoriten wählen konnten, begann eine intensive Vorbereitungsphase. Mit der Unterstützung des ADAC Schleswig-Holstein und meines Teams BS+COMPETITION aus München im Rücken arbeitete ich hart, um mich physisch und mental auf die bevorstehenden Rennen einzustellen. Dazu gehörten unzählige Stunden im Fitnessstudio, aber auch Training im Rotax-DD2-Rennkart, um das Gefühl für reale Fahrzeuge zu schärfen.
Im November war es endlich soweit: Mein erstes Renn-Event in New Orleans. Ich hatte mich akribisch vorbereitet, doch das Wochenende sollte sich als große Herausforderung mit Höhen und Tiefen erweisen. Aufgrund eines technischen Defekts an meinem gelben Radical-Rennwagen konnte ich weder im Training noch im Qualifying antreten. Das war ein harter Schlag. Doch anstatt den Kopf hängen zu lassen, setzte ich alles daran, trotzdem das Beste aus der Situation zu machen. Zusammen mit meinem Coach Robby Foley und meinen Teamkollegen analysierten wir Daten und Onboard-Videos bis tief in die Nacht.
Der Rennsonntag wurde für mich zur Bewährungsprobe. Ohne eine einzige Trainingsrunde vorher nutzte ich beide Rennen, um so viel wie möglich zu lernen. Mit jeder Runde wurden meine Zeiten besser, und ich konnte am Ende zweimal den siebten Platz einfahren. Kein Podium, aber für mich ein erster Erfolg und der Beweis, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat.
Dieses Wochenende war nur der Anfang. Ich freue mich darauf, in den kommenden Kolumnen mehr über meinen Weg zu berichten. Im Januar stehen die nächsten Rennen in Sebring auf dem Programm. Dann greife ich an. Vielen Dank, dass ihr ein Teil dieser Reise seid!
Euer
Jan von der Heyde